Wilhelm Hauff (1802-1827) ist berühmt vor allem für Märchen wie Das kalte Herz oder Der kleine Muck. Weniger bekannt sind hingegen seine – oftmals historischen – Romane, Novellen und Erzählungen. Durch die späteren historischen Ereignisse zu Unrecht in Verruf geraten ist seine Novelle Jud Süß, in der er auf bemerkenswert differenzierte Weise das Schicksal des Württembergischen Hofjuden Joseph Süß Oppenheimer (1698-1738) darstellt.
Jud Süß kann als eine der herausragenden historischen Novellen der deutschen Romantik angesehen werden. Der später von Feuchtwanger bearbeitete und von der nationalsozialistischen Propaganda benutzte Stoff wird von Hauff auf eine Weise behandelt, die weit entfernt ist von antisemitischer Ideologie. Gleichwohl ist seine Darstellung des jüdischen Finanzpolitikers durchaus kritisch. Sie ist aber eingebettet in den Konflikt zwischen dem Fürsten und den Landständen und damit in den Streit der Konfessionen. Zentraler Gegenstand der Erzählung ist jedoch die Liebesgeschichte zwischen dem Christen Lanbek und Lea, der Schwester von Süß Oppenheimer.
Im Anhang wird die Novelle ausführlich erläutert und in den kulturgeschichtlichen Kontext eingeordnet. Dadurch soll der Leser zu weiterer kritischer Auseinandersetzung mit der Thematik angeregt werden.